„Licht aus, Ende“ – so einfach ist es selten. Die Annahme, Männer hätten häufiger Lust auf Sex als Frauen, ist ein weit verbreitetes Klischee. Doch wie sieht es wirklich aus mit der weiblichen Libido? Ist sie nur von Hormonen gesteuert, oder spielen noch andere Faktoren eine Rolle? Dieser Artikel beleuchtet die Komplexität des weiblichen Sexualtriebs.
Hormone – die Triebfeder des Verlangens?
Die Libido besteht aus zwei Komponenten: der sexuellen Erregung (körperliche Reaktion) und dem sexuellen Verlangen (psychischer und emotionaler Aspekt). Drei Hormone spielen hierbei eine zentrale Rolle:
- Testosteron: Auch wenn es oft als männliches Hormon gilt, haben Frauen ebenfalls Testosteron. Studien deuten auf höhere Testosteron-Spiegel bei Single- und polyamorösen Frauen hin. Die genaue Wirkung auf die weibliche Libido ist jedoch noch nicht vollständig erforscht.
- Östrogen: Östrogen hält die Vaginalschleimhaut gesund und feucht, was für angenehmen Geschlechtsverkehr essentiell ist. Hohe Östrogenspiegel korrelieren oft mit einem erhöhten Sexualtrieb, während niedrige Spiegel (z.B. in der Menopause oder bei Nährstoffmangel) die Libido senken können.
- Progesteron: Im Gegensatz zu Östrogen wirkt Progesteron eher libidohemmend. Es bereitet den Körper auf eine Schwangerschaft vor und seine Spiegel sind in der zweiten Zyklushälfte erhöht.
Der monatliche Menstruationszyklus beeinflusst die Hormonspiegel und damit auch die Libido. Der Eisprung, wenn Östrogen- und Testosteronlevel ihren Höhepunkt erreichen, ist oft mit einer stärkeren sexuellen Lust verbunden.
Schwangerschaft, Stillzeit & Co.: Libido im Wandel
Schwangerschaft und Stillzeit führen zu erheblichen hormonellen Veränderungen, die die Libido stark beeinflussen können. Manche Frauen erleben eine gesteigerte, andere eine deutlich reduzierte Lust. Prolaktin, das die Milchproduktion anregt, wirkt libidohemmend. Auch Oxytocin, das beim Stillen und beim Sex freigesetzt wird, kann das sexuelle Verlangen beeinflussen.
Historische Perspektiven auf die weibliche Sexualität
Die Sichtweise auf die weibliche Sexualität hat sich im Laufe der Geschichte stark verändert. Während Frauen in der Antike oft als lüstern und triebhaft dargestellt wurden, änderte sich das Bild in der Aufklärung hin zu einer leidenschaftslosen und enthaltsamen Frau. Heutzutage ist man sich einig, dass die Libido komplexer ist als nur die Summe von Hormonen und Körperfunktionen.
Männer vs. Frauen: Ein Mythos?
Studien zeigen zwar, dass Männer in frühen Phasen von Beziehungen häufiger Sex wünschen, doch in langjährigen Partnerschaften gleicht sich dies oft aus. Auch hier zeigen sich große individuelle Unterschiede. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“, wenn es um die Häufigkeit von Sex geht.
Faktoren, die die Libido beeinflussen
Neben Hormonen spielen viele weitere Faktoren eine Rolle:
- Stress: Cortisol, ein Stresshormon, hemmt die Testosteronproduktion.
- Hormonelle Verhütungsmittel: Die Pille kann die Libido bei manchen Frauen senken, bei anderen nicht.
- Schmerzen beim Sex: Dies ist nicht normal und sollte ärztlich abgeklärt werden.
- Lebensqualität: Wohlbefinden, Sport und eine gesunde Ernährung können die Libido positiv beeinflussen.
Fazit: Die weibliche Libido ist ein komplexes Zusammenspiel aus Hormonen, psychischen und emotionalen Faktoren sowie individuellen Erfahrungen. Eine gesunde Libido bedeutet, sich wohlzufühlen und die eigene Sexualität positiv zu erleben – egal wie oft oder selten man Sex hat. Bei anhaltenden Problemen sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.